
Armut in Österreich
In Österreich waren im Jahr 2021 etwa 1,5 Millionen Menschen von armuts- und oder ausgrenzungsgefährdet. Rund ein Fünftel der Betroffenen sind Kinder. Zwei Jahre Corona-Pandemie haben die Situation für viele Menschen verschärft und auch Personen, die zuvor noch nicht von Armut betroffen waren, fanden sich in einer prekären Lage wieder. Nun bringen die steigenden Lebensmittel- und Energiepreise zunehmend viele Menschen in Bedrängnis. Für Menschen in Armut sind sie existenzgefährdend.
Die WIENER TAFEL unterstützt tausende armutsbetroffene Menschen mit Lebensmitteln. 2022 konnten wir geschätzte 28.000 Menschen mit Lebensmitteln versorgen. Das bedeutet für uns im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme um 40%. Gleichzeitig konnten auch im Vergleich zu 2021 um 20% mehr Lebensmittel, insgesamt 896.533 kg, gerettet und weiterverteilt werden. Damit ist die Zahl der versorgten Personen nicht nur höher als vor der Corona-Krise, sondern vorallem deutlich höher als der gleichzeitige Anstieg an Warenspenden.
Preisalarm: Heizen oder Essen?
Im Juni 2022 erreichte die derzeitige Inflation 8,7%. Für einkommensschwache Haushalte und armutsbetroffene Menschen sind die daraus resultierenden Teuerungen katastrophal. Immer mehr Menschen haben Probleme, ihre Grundbedürfnisse zu decken und schränken sich beim Lebensmitteleinkauf ein. Menschen, deren Ausgaben bereits vor der Teuerung knapp bemessen waren, sodass sie nirgends mehr einsparen können, sind diese Entwicklungen fatal – viele befinden sich in finanziellen Notlagen.
Viele müssen erstmals auf Angebote wie Tafeln, Sozialmärkte oder Lebensmittelausgabestellen zurückgreifen. Manche, die zuvor nur punktuell Unterstützung suchten, sind jetzt auf die kostenlosen Lebensmittelhilfe angewiesen. Der steigende Bedarf übersteigt zunehmend die Kapazitäten der Hilfsorganisationen – und wirkt sich direkt auf die Versorgung der betroffenen Personen aus.
Unterstützung für die Ukraine

Seit Monaten herrscht Krieg in der Ukraine. Über 4 Millionen Menschen sind vor Gewalt und Zerstörung auf der Flucht und benötigen dringend humanitäre Hilfe. Gemeinsam mit den europäischen Tafeln (FEBA) unterstützen wir Tafeln in der Ukraine und den angrenzenden Nachbarstaaten mit haltbaren Lebensmitteln und Hygieneartikeln. Vor kurzem erreichte der von uns organisierte Transport mit Hilfsgütern die Tafel in Lemberg. Gleichzeitig unterstützen wir die ukrainische Tafel finanziell und ermöglichen so den dringend notwendigen Zukauf von Lebensmitteln.
Zehntausende Menschen haben bereits in Österreich Schutz vor dem Krieg gefunden. Ein Großteil der Geflüchteten kommt hier in Wien an. Die Wiener Tafel unterstützt bei der Versorgung der Menschen in Ankunftszentren und sozialen Einrichtungen. In einer gemeinsamen Sammelaktion mit MyPlace Selfstorage wurden dafür bereits etwa 4 Tonnen an Hilfsgütern gespendet.
Die Unterstützung der ukrainischen Geflüchteten wird uns noch längere Zeit begleiten. Einige der von uns belieferten Sozialeinrichtungen haben bereits geflüchtete Menschen aus der Ukraine aufgenommen, diese werden nun bei unseren wöchentlichen Liefertouren mitversorgt.
Bitte unterstützen Sie uns und spenden Sie jetzt!
,,Es brennt!“ – Die Wiener Tafel als Referent:in bei der 13. Armutskonferenz in St. Virgil

Grafik: © Die Armutskonferenz.
Die Wiener Tafel war als Referent:in zur 13. Armutskonferenz in St. Virgil eingeladen, die sich mit sozialen Fragen zur Klimakrise auseinandersetzte. Armutsbetroffene Menschen sind von den Auswirkungen des Klimawandels viel stärker betroffen als einkommensstärkere Gruppen – obwohl sie insgesamt weniger zur Klimakrise beitragen. Maßnahmen zum Klimaschutz können daher nur wirksam sein, wenn sie soziale Fragen miteinbeziehen und zu einem sozialen Ausgleich beitragen.
Im Sinne der Nachhaltigkeit gibt es ein zunehmendes Bestreben, auf eine regionale und saisonale Ernährung zu achten und auf Produkte zurückzugreifen, die fair und biologisch produziert wurden. Diese Lebensmittel sind jedoch meistens mit höheren Kosten verbunden und daher für Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, einfach nicht leistbar.
Gemeinsam mit verschiedenen Organisationen und Kund:innen von Sozialmärkten und Ausgabestellen sprachen wir über Ernährungssouveränität, Ernährungsunsicherheit und wie eine gesunde und nachhaltige Ernährung für alle ermöglicht werden könnte.
Eine Zusammenfassung der Armutskonferenz und ihren Outcomes lesen Sie hier.
Corona und Armut

2 Jahre Corona – soziale Verschärfung und kein Ende in Sicht
Seit über 2 Jahren befindet sich die Welt im Ausnahmezustand. Die Corona-Krise und daraus resultierende wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen hatten für viele Menschen gravierende Folgen. Plötzlich fanden sich Menschen, die nie zuvor von Armut betroffen gewesen waren, am Rande ihrer Existenz, wie etwa Künstler:innen und Einpersonen-Unternehmen. Weiterhin stark betroffen waren Alleinerziehende und Bezieher:innen von Mindestsozialleistungen. Menschen, die aufgrund prekärer Arbeitsverhätnisse über keine Ersparnisse verfügten, waren besonders gefährdet. Viele, die früher nie oder nur punktuell auf Lebensmittelhilfen zurückgegriffen haben, wurden nun oftmals von diesen abhängig. Steigende Lebensmittel- und Energiepreise verschärfen die Situation zusätzlich.
Die Armutskonferenz führte im Auftrag des Sozialministeriums 2020 und 2021 je eine qualitative Erhebung zum Thema Corona und Armut durch, in denen das individuelle Erleben der Krise von betroffenen Personen in den Vordergrund gerückt wird. Fehlende Mittel um Lebensmittel zu kaufen, beengte Wohnräume, psychische Belastungen und Existenzängste waren nur einige der Themen, die in dieser Studie angesprochen werden.
Hier finden Sie beide Studien zum Nachlesen:
International: Oxfam Studie zeigt globales Ungleichgewicht
Die Corona-Krise hatte nicht für alle Menschen dieselben wirtschaftlichen und gesundheitlichen Auswirkungen. Die aktuelle Studie von Oxfam ,,Inequality Kills’’ (dt. Ungleichheit tötet) zeigt diese Unverhältnismäßigkeit auf: Die zehn reichsten Menschen der Welt konnten während der Krise ihr Vermögen verdoppeln, während Schätzungen davon ausgehen, dass global gesehen über 160 Millionen Menschen zusätzlich in Armut abgerutscht sind. Oxfam spricht in diesem Zusammenhang von ,,ökonomischer Gewalt’’ und meint damit ein System, das Reichtum und Macht strukturell bevorzugt. Gleichzeitig werden Ungleichheiten entlang von Einkommen, Geschlecht und Herkunft immer größer. Ungleichheiten, die weltweit alle vier Sekunden zum Tod eines Menschen führen – worauf der Titel der Studie hindeutet.